Montag, 28. Dezember 2009

Gegen die Wand

Schier endlos sind die Debatten mit meiner Vermieterin, wenn es um die Konflikte in dieser Region geht. Ich versuche, ihren Standpunkt zu verstehen und ihr gleichzeitig zu zeigen, dass es eben auch die Sicht der anderen Seite gibt, aber ich habe das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen. Die allgegenwärtige Angst und das Misstrauen gegen den ungeliebten Nachbarn sind so ermüdend! Israel ist im Krieg sagt sie, und für jedes Beispiel palästinensischen Leidens und israelischer Ungerechtigkeit gegenüber der arabischen Bevölkerung hat sie zehn neue Beispiele, warum Israel sich wehren muss gegen diese Fundamentalisten. Die Medien weltweit haben sich gegen Israel verschworen, seit Tausenden von Jahren setzt sich der Kampf gegen das Jüdische fort: In der Inquisition wurden die Juden abgeschlachtet, in der Shoah in die Gaskammern geführt, und heute sieht die ganze Welt nur das Leiden der armen Palästinenser. Kein Staat bekomme prozentual soviel Hilfe aus dem Ausland, wie die Palästinenser, die im Geld schwimmen.
Klar sind die Araber Bürger dritter Klasse in diesem Land, sagt sie, aber sie wollen es ja nicht anders. Der israelische Staat tue viel für die Palästinenser und versuche alles, um zum Frieden zu kommen, aber die Palästinenser sägen den Ast ab, auf dem sie sitzen. Es gibt eben Opfer im Krieg, aber keine Armee ist so feinfühlig wie die israelische ... Meine Gegenbeispiele zählen nicht. Niemals würde sie einen Fuss nach Ostjerusalem setzen, um sich selbst ein Bild zu machen, sie wolle ihr Leben ja nicht aufs Spiel setzen. Sie kennt nur Palästinenser, die glücklich sind, dass die Zeit der türkischen und jordanischen Unterdrückung ein Ende hat und sie im Staat Israel leben dürfen. Die Diskussion ist hoffnungslos, ich gebe auf. Wie weit ist dieses Land von einer friedlichen Lösung entfernt, wenn das Wort des Anderen grundsätzlich nichts gilt.

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