Samstag, 26. Februar 2011

Bibelstunde

Eigentlich fahre ich nicht gerne Taxi. Aber an diesem Abend bin ihc definitiv zu müde für eine einstündige Bus-Odyssee. Zum Glück - es ist Feierabend-Stosszeit - hält fast sofort ein Taxi an. Es sind schon zwei Damen an Bord, aber der Fahrer winkt mich rein, mein Ziel liege auf dem Weg. Definitionssache, wie ich nach eine kleinen Rundfahrt durch Gonen und Kiryat Shmuel feststelle, aber naja.
Ob ich Jüdin sei, will der Fahrer von mir wissen, nachdem er die beiden Frauen abgesetzt hat - und erklärt mir, als ich verneine, die jüdischen Trauerrituale. Eine seiner Tante sei gerade gestorben. Während sieben Tagen kommen nun Freunde und Angehörige täglich zur Schiwa zusammen. Und weil die Bibel vorschreibt, dass man gut sein soll zu den anderen, habe er die beiden Frauen - eine entfernte Verwandte und eine Unbekannte - von der Schiwa nach Hause gefahren (dass er strenggenommen während der Zeit der Schiwa zuhause bleiben, sich nicht reinigen und vor allem nicht arbeiten darf, sieht er offensichtlich nicht ganz so eng). Er kommt richtig in Fahrt und erklärt mir weitere Passagen der Bibel, bis wir (trotz allem schneller als mit dem Bus) an meinem Ziel ankommen. Weil er so ein gutes Herz habe (vielleicht auch weil er eigentlich ja nicht arbeiten dürfte?), dürfe ich selber entscheiden, was ich ihm zahlen wolle, sagt er. Das wiederum finde ich sehr sympathisch!

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