Mittwoch, 16. März 2011

Alltag

In Tränen aufgelöst kommt eine der Altistinnen zur Chorprobe. Zum zweiten Mal innert sechs Monaten hat man ihr die Autoscheiben eingeschlagen. Eine Sopranistin kann darüber nur müde lächeln. Sie wurde Tags zuvor zuhause überfallen. "Das ist nun mal unser Schicksal im Heiligen Land", sagt die Chorleiterin, "wir müssen jeden Tag damit rechnen, zum Märtyrer werden zu können". "Noch", fügt sie stolz hinzu, "haben wir allen Übergriffen standgehalten". Die Christen werden bleiben, komme was wolle, für immer, lautet ihre unmissverständliche Botschaft. Wir singen ein Vater Unser, und damit sind die Zwischenfälle vom Tisch.

Sie spuckten Jesus ins Gesicht und ohrfeigten ihn, heisst es im Matthäusevangelium. Bis heute dauerten diese Geschmacklosigkeit in den Strassen Jerusalems an, beklagte erst vor wenigen Tagen Patriarch Fouad Twal in einer Predigt. Bis heute würden in den Menschen in den Strassen Jerusalems bespuckt, weil sie ein Kreuz oder ein Ordensgewand trügen. Jeder kenne mindestens ein Beispiel. Leider wahr.

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