Freitag, 27. April 2012

Aufgeschnappt

"Gegenwärtig ist es hier touristenfriedlich. Das heisst, die Lage ist so ruhig, dass Touristen wieder kommen, zum Glück."

Donnerstag, 26. April 2012

Knesset, not the beit knesset

"If I were prime minister I would feel very uneasy these days. Something is wrong, I would tell myself on Independence Day, the day of national spiritual stocktaking. Having no other choice, I would close myself off from the world and think. I would conclude that the first State of Israel was fading on my watch. Nothing is as it was (…)
The status quo has not been static for a long time now. It's dynamic and moving in one direction: toward religiosity, not necessarily religiosity of the pleasant kind. Despite my great respect for tradition and heritage - the heritage of my father's house - I am bound to a human sovereign to whom the rabbi must be subordinate, too. The sole source of consensual authority must be the Knesset, not the beit knesset, the synagogue."
Avraham Burg in Haaretz (25. April) anlässlich des israelischen Nationalfeiertags

Freitag, 20. April 2012

Rollentausch

Lebhaft geht es zu an diesem Nachmittag in Hishams Palast in Jericho. Eine grössere Gruppe Mittelstufe -Schülerinnen aus der Nähe von Jenin erobert im Handumdrehen das Gelände, klettert selbstbewusst auf die Ausgrabungsstücke und posiert für ein Erinnerungsphoto (ein wohl in westlicheren Gefilden unvorstellbares Geschehen). Es ist ein Bild für die Götter, und nach einigen Sekunden des Zögerns mische ich mich unter die Mädchen, um es ihnen gleichzutun. Die Mädels wiederum sind weniger zögerlich als ich und fragen mir ungehemmt Löcher in den Bauch. Dann kommt Stufe zwei: Die "Beweisphotos"! Jede der jungen Damen besteht auf einem Photo mit der Fremden, und ich werde ungewollt zum Fotomodell einer ganzen Schulklasse. Dazwischen Fragen über Fragen. Nach mir folgen die anderen Frauen der Gruppe als Fotosujet, und schliesslich ist das Eis endgültig gebrochen: Auch unsre Männer "dürfen" einzeln oder in kleinen Grüppchen mit den orientalischen Schönheiten posieren. Die Schönheit des Ortes tritt vor der bezaubernden Begegnung in den Hintergrund. "Bitte nicht die Photos auf Facebook tun", ringen uns die jungen Damen zum Abschied das Versprechen ab - um dann rasch noch ein paar Schnappschüsse von den Schweizer Besuchern zu machen ...

Montag, 16. April 2012

Kebabs, Kirchen, Hummus

"Let’s assume that hundreds of people characterizing themselves as pro-Palestinian peace activists would have arrived at Ben-Gurion Airport from all over the world. Let’s assume that they would have undergone the required screening and then continued by bus to Bethlehem, which is under Palestinian Authority control in any case.
And then what? They would have joined rallies, delivered speeches, lit torches and marched. That is, they would have undertaken the customary ceremonies in such cases, before heading to various city hotels and going to sleep. What else can unarmed Europeans stuck in a small Judea and Samaria town do? The next day they would have visited some churches, ate kebabs and hummus, and in the absence of action would have likely returned to their home countries."
Yakir Elkariv in einem Kommentar (Ynet-News, 15. April) über den israelischen Umgang mit der propalästinensischen "Flytilla"-Kampagne

Sonntag, 15. April 2012

Osterrausch


"Christos anesti. Alethos anesti!" "Il-Masih qam. Haqqan qam" - Im lauten, rhythmischen Wechsel rufen sich die verschiedenen Sprach- und Konfessionsgruppen die frohe Botschaft zu. Christus ist auferstanden. Es ist weit nach Mitternacht, aber noch immer schieben sich Menschenmassen durch die Grabeskirche und die benachbarten Altstadtgassen. Erschöpfte Polizisten und Soldaten lagern rund um den Platz auf dem Boden, und auch manchem Besucher ist der lange Tag anzusehen. Bei den meisten überwiegen jedoch Euphorie oder Andacht, und die Szenerie in der Grabeskirche wirkt irgendwie berauschend. Familien posieren vor den verschiedenen Altären, dann und wann wird das ein oder andere Kind auch schon mal fürs Familienfoto auf den Altar gesetzt. Bei allem "Wahnsinn", der diesem Fest an diesem Ort anhaftet: Die Stimmung in der Grabeskirche in dieser Nacht ist eine besondere...

Samstag, 14. April 2012

Schon wieder Karfreitag

Irgendwie passt das "doppelte Ostern" wohl an keinen Ort so sehr wie nach Jerusalem mit seiner dichten Vielfalt. Wie ein déjà vu ziehen eine Woche nach den Katholiken verschiedenste Gruppen von orthodoxen Christen über die Via Dolorosa durch die Altstadt. Und auch innerhalb der orthodoxen Kalendergemeinschaft könnten die Kontraste grösser kaum sein. Still lächelnde Äthiopier versammeln sich zum innigen Gebet in einer unterirdischen Kapelle fernab des Strassentrubels, osteuropäische Pilger reichen sich das dicke Klebeband weiter, mit dem Kreuz um Kreuz aneinandergeklebt und der ganze Kreuzstapel schliesslich mit Blättern und Kerzen geschmückt werden. 

Inmitten der von Polizei und Soldaten abgeriegelten Masse, die sich in Wellen durch die engen Gassen schiebt: immer wieder unerwartete Bilder, etwa am frühen Morgen die ultraorthodoxen Juden, die zum letzten Tag des Pessachfests an die Klagemauer eilen und später am Tag Muslime, die sich durch die Kreuzprozessionen ihren Weg zum Freitagsgebet in der Al-Aksa bahnen. 

Mehr noch als bei den Feiern der letzten Woche strömen Pilger und Touristen in die Stadt, die beinahe aus allen Nähten platzt, und bereits in der Nacht machen sich die Hundertschaften der Sicherheitskräfte für den für heute zu erwartenden Grossansturm parat. Die sonst in der Nacht wie ausgestorbenen Altstadtgassen sind bis weit nach Mitternacht belebt, Sicherheitssperren regeln schon jetzt den Strom jener Besucher, die sich durch ihr frühes Kommen einen Platz besonders nahe am heiligen Geschehen erhoffen, zur Freude jener Ladenbesitzer, die sich mit Kaffee und Spielen auf eine lange Nacht und einen langen Tag vorbereiten ...

Mittwoch, 11. April 2012

Westbankweisheiten

"Deutsch? Das beste Volk ever. Hitler! Hätte der seinen Job doch nur richtig gemacht... You don't like Hitler? So you're Jewish! Christian? Glaub ich Dir nicht! At medaberet Ivrit - You're speaking Hebrew, not? Wer Hitler nicht mag, muss Jude sein..."

Dienstag, 10. April 2012

Die Retter des Zion

(Bild: Eitan Simanor)

Sonntag, 8. April 2012

Zwischengesang

Lateinischer Ostersonntag vor dem Grab, koptischer Palmsonntag dahinter. Griechisches Prozessionsstampfen, scheppernde Glocken, verstimmte Orgel, arabische Gesänge, und das einfach alles gleichzeitig… "Corpus Christi. Grazie per la signorina giornalista." Amen. "Corpus Christi. Grazie per la signora fotografa." Amen. "Corpus Christi. Grazie per le canto." Amen. "Corpus Christi. I'm Sorry, we didn't hear anything downstairs!" Amen ...

Kontrastreich

Viele, die erstmals Ostern am "Originalschauplatz" erleben, und die vielleicht eigens dafür angereist sind, betrachten - je nach Naturell - das hiesige Geschehen in einer Mischung aus Schock über die teils rüden Umgangsformen an den Heiligen Stätten, Enttäuschung darüber, dass es bei so vielen Menschen fast unmöglich ist, wirklich an den Feiern teilzunehmen und einer Art adrenalinhaltigen Aufgedrehtheit ob des schnellen Taktes der teils exotisch anmutenden Feiern wie jener der "Beerdigung" Jesu am Karfreitagabend. Ostern ist ein sperriges Fest, ganz besonders in Jerusalem. Der "Zeitplan" für die Kar- und Ostertage ist für die Grabeskirche einzigartig, aufgrund des Status Quo. Schon am Samstagmorgen verkünden die versammelten Pilger und Touristen - Einheimische findet man in der zentralen Ostervigilfeier vor dem Grab nur wenige - "Das Grab ist leer". Der Tag "dazwischen", der Karsamstag, behält dennoch seinen eigentümlichen Charakter des Wartens, denn wer nicht gerade in aller Frühe in der Grabeskirche gefeiert hat, für den ist natürlich noch nicht Ostern. Am Abend dann, wenn die einheimische Christen in ihren Pfarreien Osternacht feiern, füllen sich die Strassen wie zu einem Volksfest. Das Osterfeuer wird mit viel Getöse durch die engen Gassen getragen, und bis spät in die Nacht trommelt und dudelt es von überall her. Welch ein Kontrast zu dem Grabeskirchengemisch aus frommen Pilgern und lärmenden Touristen...
Bevor ich meinen Nachbarn frohe Ostern wünsche, frage ich vorsichtshalber noch mal nach, welcher Kirche die denn nun angehören. Um die Sache nämlich noch ein bisschen zu "vereinfachen", wird für den einen Teil der hiesigen Christen - die Orthodoxen - noch eine ganze Woche vergehen, bis es auch dort heisst: "Christos anesti"... Meinen Nachbarn - zum Grossteil gemischtkonfessionelle Familien - ist das an diesem Abend ziemlich gleich: Es ist Ostern, also wird gefeiert. Und weil's so schön ist, feiert man nächste Woche eben gleich nochmal!

Sonntag, 1. April 2012

Es geht wieder los

...draussen trommelt und dudelsackt es seit den frühen Morgenstunden; die aufwendig geflochtenen Palmzweige zieren seit Tagen die Strassen: Mit dem heutigen Palmsonntag beginnt auch hier am "Ort des Geschehens" die Heilige Woche, zumindest für die Katholiken - nach zwei gemeinsamen Jahren feiern die Ostkirchen in diesem Jahr mit einer Woche Differenz zu den Westkirchen. Ost-Palmsonntag und West-Ostersonntag fallen auf den selben Tag. Im kommenden Jahr werden dann mehr als 4 Wochen zwischen beiden Osterfesten liegen, um schliesslich 2014 wieder gemeinsam feiern zu können. Falls man sich nicht vorher auf einen gemeinsamen Termin für Ost & West einigt...