Dienstag, 22. Mai 2012

CSI Tabgha

Die Laudes an diesem Tag ist früher als gewöhnlich – und das trotz Feiertag. Zuviel gibt es auf der Baustelle noch zu tun, ein paar Stunden vor der offiziellen Einweihungsfeier. Bis spät in die Nacht haben die Handwerker gewerkelt (und wie es sich für eine richtige Baustelle gehört, ist auch längst nicht alles fertig geworden). Jetzt warten die neuen Räume auf den Putztrupp, der in der wenigen verbleibenden Zeit bis zur Ankunft der Gäste ganze Arbeit leistet. Nicht weniger als acht Bischöfe und Äbte gehören zu den Ehrengästen, von der ganzen Riege Priester, Mönche, Fotografen, Journalisten, Handwerker und dem normalen "Fussvolk" ganz zu schweigen: Ein neues Kloster weiht man schliesslich nicht alle Tage ein. Entsprechend gut ist die Laune, und immer wieder gerät der Prozessionszug ins Stocken, weil der eigens aus Köln zur Einsegnung eingeflogene oberste Hausherr des neuen Klosters, Joachim Kardinal Meisner, rechts und links des Prozessionswegs ein Kind segnet und mit den umstehenden Gläubigen scherzt.

Das Leben Jesu, dessen Spuren nirgends so greifbar sind wie im Heiligen Land, ist die normative Orientierung für das monastische Leben, betont der Kardinal mit ausschweifenden Gesten in seiner Predigt. In seine Fussstapfen, die nicht verwischt werden dürfen, gelte es zu treten: "Ihr Mönche und Schwestern, Ihr seid das Spurensicherungskommando Gottes auf Erden." Nicht "Insel der Seligen", sondern vorgelebter Glaube sei das Kloster, und "weil das für uns so wichtig ist, damit wir Gott und den Menschen nicht aus dem Blick verlieren, lassen wir uns das auch etwas kosten!"
Es ist ein untypischer Bau für die Region, modern und klassisch zugleich: Helle Räume mit interessantem Lichtspiel, lange Korridore, verwinkelte Treppen und ein grosser Innenhof, der Geduld und Kreislauf der Gäste der Einsegnung später am Tag ein wenig auf die Probe stellen wird: Gute 30 Grad warm ist es an diesem Himmelfahrtstag, weit entfernt noch von den Höchsttemperaturen, die im Sommer am See Genezareth durchschnittlich herrschen. Das Olivenbäumchen in der Mitte, obwohl schon von stattlichem Alter, spendet nur wenigen Schatten, die anderen suchen Sonnenschutz auf der Galerie im ersten Stock oder gehen gleich ins kühle Innere (und neugierig auf Entdeckungstour).
Letzte Station der Segnung ist das neue Refektorium, und ein gut gelaunter Hausherr hat die befreienden Lacher auf seiner Seite, als es heisst "Masshalten soll man nicht nur beim Essen und Trinken, sondern auch beim Beten!" Jetzt folgt der gemütliche Teil: Grillparty im Garten, gefolgt von einem kühlenden Bad…

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