Donnerstag, 21. Juni 2012

Beten in engen Grenzen

Ein seltenes Bild gab es heute Morgen am Kotel. Eine Gruppe von Frauen, viele von ihnen mit Kippot bedeckt und in Tallit gehüllt, vereinzelt sogar mit angelegten Teffilin, beteten und sangen im Frauenabschnitt zum "Rosch Chodesch", dem Beginn des neuen Monats. Die meisten der rund 50 Versammelten sind Aktivistinnen oder Unterstützerinnen der Bewegung "Women of the Wall", die sich seit fast 25 Jahren für Gleichberechtigung der Geschlechter an der heiligsten jüdischen Stätte einsetzt. Die Szene, aus der Distanz betrachtet, wirkt harmonisch und meditativ. Bis die Sicherheitskräfte kommen und eine der Beterin abführen. 
Die junge Aktivistin wird während einer knappen Stunde verhört, während der Rest der Gruppe sich spontan vor dem Kommissariat versammelt und singend und betend gegen die Ungerechtigkeiten protestiert. Nicht nur, dass mindestens zwei Drittel der Westmauer den Männern vorbehalten sind, auch die vorherrschende Auslegung des jüdischen Religionsgesetzes ist eher von der konservativen Sorte: Tragen von Gebetschal oder –riemen oder gar Vortragen der Torah sind für Frauen tabu: Beten ja, aber in engen Grenzen!

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