Freitag, 31. Oktober 2014

Regierung, Armee, Stadtverwaltung

Das Jerusalem-Syndrom ist diese Woche erneut ausgebrochen. Ein religiöser muslimischer Fanatiker hat offenbar versucht, einen religiösen jüdischen Fanatiker zu ermorden. Beide waren religiös, angeheizt durch vergleichbaren Fanatismus und gespalten durch einen umstrittenen Berg. Viele sind vertraut mit dem Jerusalem-Syndrom, jener psychischen Störung, die Jerusalemer wie Besucher der Stadt trifft. Ihre Opfer sind plötzlich besessen von einer tiefen spirituellen Überzeugung, göttliche oder messianische Kräfte zu haben. Das Resultat ist üblicherweise ein ernsthafter Schaden für sie selbst und jeden, der mit ihnen in Kontakt kommt. In den letzten Jahren habe ich gelegentlich das Gefühl, dass das Jerusalem-Syndrom eine israelische Mainstream-Partei geworden ist, deren Leute die empfindlichsten Positionen im Land besetzen – in der Regierung, in der Armee und der Jerusalemer Stadtverwaltung."
Der israelische Politiker und frühere Parlamentssprecher Avraham Burg in seinem Meinungsbeitrag "Das Jerusalem-Paradox im Herzen Israels" für die israelische Tageszeitung "Haaretz" (31. Oktober). Aktueller Anlass ist der Angriff eines Palästinensers auf einen radikalen jüdischen Tempelberg-Aktivisten in der Nacht zu Donnerstag, der zu einer weiteren Anspannung der Sicherheitslage in Jerusalem geführt hat.

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