Mittwoch, 24. Februar 2016

Von Sensibilitäten

Du hast doch gute Kontakte zum kirchlichen Milieu, sagte vor kurzem ein jüdischer Freund zu mir, das Fragezeichen halbausgesprochen. Der Grund seiner Bemerkung folgte kurz darauf. Ich könne ihn vielleicht mit Organisationen in der Flüchtlingshilfe in Jordanien zusammenbringen, für ein gemeinsames Strassenfussballprojekt. Sport als Brückenbauer, da stell ich mich gern als Bindeglied zur Verfügung. Die Reaktion aus Jordanien kam prompt. Sinngemäss hiess es, ein spannendes Projekt - aber einen israelischen Partner könne man sich nicht vorstellen. "Zu sensibel."
Ortswechsel. Besuch in einer palästinensisch-christlichen Einrichtung in Bethlehem. Ob es möglich wäre, zwei jüdisch-israelische Freunde mitzubringen, die sich gern ehrenamtlich mit einem Projekt engagieren würden. Zögerndes Schweigen auf der palästinensischen Seite. Vielleicht könne man sich erstmal andernorts kennenlernen. Ein Besuch in der Einrichtung ist vielleicht doch "zu sensibel".
Der israelisch-palästinensische Konflikt ist ein sensibles Thema. Tief sitzen die Wunden und Vorurteile, gross sind vor allem auf palästinensischer Seite die Ängste, im Fall der Zusammenarbeit als Verräter abgestempelt zu werden. Was aber, wenn nicht mal mehr die Friedensengagierten unter den gesellschaftlichen Kräften den Sprung über den nationalen Schatten wagen? Dann, fürchte ich, könnte der in einen ganz anderen Zusammenhang gesprochene Satz Benjamin Netanjahus irgendwann doch noch seine Richtigkeit erweisen: "Wir haben keinen Partner."